Farbenprächtige Achate aus der Provinz Chihuahua in Mexiko
Achate aus der nordmexikanischen Provinz Chihuahua werden von Sammlerinnen und Sammlern auf der ganzen Welt ganz besonders geschätzt. Kaum anderswo gibt es eine entsprechende Vielfalt an Farben und Zeichnungen wie in den Achaten, die in dieser meist kargen, wüstenähnlichen Landschaft nicht weit von der Grenze zu den Vereinigten Staaten von Amerika gefunden und dort seit mehr als 70 Jahren abgebaut werden.

Inhaltsverzeichnis
Die geographische Lage
Der Bundesstaat Chihuahua (der Name bedeutet in der einheimischen Nahuatl-Sprache „trockener und sandiger Ort“) ist mit knapp 250.000 km2 Fläche die größte Provinz Mexikos. Er grenzt im Norden an New Mexiko und Texas (USA). Auf der gegenüberliegenden Seite von El Paso/Texas befindet sich die Hauptstadt Chihuahuas Ciudad Juárez, die in den letzten Jahren vor allem durch brutale Bandenkriminalität und intensive Drogenprobleme in den Medien immer wieder präsent war.
Der Großteil des Staates besteht aus einem wüstenartigen Hochplateau mit kargem Bewuchs und der auch bis weit in die USA reichenden Chihuahua-Wüste im Norden. Trotzdem ist nahezu das gesamte Gebiet Chihuahuas auf nur wenige Grundbesitzer aufgeteilt, deren „Ranchos“ samt spärlichen Weideflächen für die Nutztiere sich über teilweise riesige Gebiete erstrecken. Bis vor wenigen Jahren bildete der gelegentliche Verkauf von Rohachaten durch die Farmer selbst oder temporäre Vereinbarungen zum Achatabbau auf ihren Grundstücken durch meist amerikanisch-mexikanische Kooperativen und Mineure - vor allem in Zeiten niedriger Viehpreise - ein durchaus willkommenes Zusatzeinkommen.
Das Hauptfundgebiet der hier vorgestellten Achate befindet sich im Gebiet zwischen Villa Ahumada und Ojo Laguna, größtenteils liegen die Fundstellen im Bereich der Gebirgskette der Sierra del Gallego.
Zur Geologie der Provinz Chihuahua
Mit Ausnahme der Lace-Achate, die in etwa 180-70 Mio. Jahre alten Kalkgesteinen vorkommen, stehen die nordmexikanischen Achate allesamt in Verbindung mit Gesteinen vulkanischen Ursprungs, die nach CROSS (1996) im Zuge vulkanischer Aktivitäten vor etwa 45-28 Mio. Jahren entstanden sind.
Im Hauptfundgebiet in der Sierra del Gallego bestehen die andesitischen Gesteine (Rancho el Agate-Andesit) aus zahlreichen unterschiedlichen Lavaströmen (KELLER, 1977).
Die bekannten Kokosnussgeoden in der Cerro Mesteño, die neben funkelnden Quarz- und Calcitkristallen nicht selten auch meist graublaue Achate enthalten, stammen hingegen aus einem grauen Tuff der Liebres Formation, der aus winzigen glasartigen Fragmenten eines ehemaligen Vulkanausbruchs
besteht.
Vertiefende Infos zur Genese der nordmexikanischen Achate sowie zu den mineralogischen, geochemischen und geologischen Faktoren finden sich bei MROZIK et al. (2023).
Zur Sammel- und Abbaugeschichte nordmexikanischer Achate
Nach CROSS (1996) wurden die Achate in Chihuahua erstmals durch US-amerikanische Sammler (Rockhounds) entdeckt, die entlang des 1945 neu eröffneten Highway 45 (verbindet die Städte Ciudad Juárez und Ciudad Chihuahua) reichlich bunte Achate aufsammeln konnten. Eine erste Erwähnung von nordmexikanischen Achaten ist allerdings bereits in einem Bericht des Instituto Geologico de Mexico aus dem Jahr 1913 bekannt.
Die Nachricht über diese Funde verbreitete sich in den damals als sehr beliebte Freizeitbeschäftigung wie Pilze aus dem Boden schießenden Rockhound Clubs in den USA recht rasch und rief bald auch erste US-Händler auf den Plan, die meist in Zusammenarbeit mit Einheimischen bis etwa Mitte der 1970er Jahre reichlich mexikanisches Rohachatmaterial in die USA importierten. Die Zwischenhändler vor Ort heuerten wiederum Helfer (meist so genannte Vaqueros = Rinderhirten) an, die das damals noch reichlich an der Erdoberfläche liegende Material aufsammelten und ihnen für einen meist kärglichen Lohn überließen. CROSS (1996) zitiert Aussagen amerikanischer Händler, wonach Rohachate in derart großen Mengen an der Oberfläche gelegen sein sollen, dass man sie mit einem Bagger einschaufeln hätte können. Nach und nach wurden auch weitere Fundgebiete entdeckt, die für einen fast drei Jahrzehnte andauernden stetigen Nachschub an Rohachaten sorgten.
Eine der bekanntesten Firmen, die sich zu jener Zeit mit dem Import mexikanischer Achate beschäftigten, war die Southern Gem Mining Company, die 1949 von Colonel Elbert Macby Barron gegründet wurde, einer recht schillernden Persönlichkeit. So versuchte er etwa in den frühen 1960er Jahren die alleinigen Rechte für den Verkauf von Laguna-Achaten zu erhalten, indem er einen Pakt mit dem damaligen Grundeigentümer schloss und anderen Händlern wegen des angeblich unrechtmäßigen Verkaufs von Laguna-Achaten mit Gerichtsverfahren drohte. Durch finanzielle Streitigkeiten mit dem Eigentümer der Ranch kam dieser Versuch eines Monopols jedoch bereits nach der ersten Rohachatlieferung aus Mexiko wieder zum Erliegen.
Naturgemäß war die Oberfläche bald so stark abgesucht, dass erste, in der Regel kleinräumige Abbaue erfolgten, die besonders intensiv angereicherte Zonen mit Rohachaten im harten Rancho el Agate-Andesit bearbeiteten.
Ab Mitte der 1970er Jahre bis Mitte der 1990er Jahre gelangte nur mehr relativ wenig Rohmaterial von den Achatfundstellen in Chihuahua auf den Markt, größere, bedeutendere Neufunde blieben aus, obwohl sich auch bekannte Prospektoren wie etwa der aus dem Mineralienbereich bekannte Prospektor Benny Fenn darum bemühten.
Das Versiegen des Achatnachschubs aus dem fast ein Vierteljahrhundert scheinbar unerschöpfliches Rohmaterial produzierenden mexikanischen Bundesstaat veranlasste die zu jener Zeit bekannteste amerikanische Autorin, June „Culp“ Zeitner, zu einer Publikation in der damals beliebtesten US-Zeitschrift Lapidary Journal mit dem Titel „Lament for Laguna“.
Die Situation änderte sich erst wieder in den 1990er Jahren, vor allem durch einen Jahrhundertfund des mexikanisch-texanischen Prospektors Gabriel „Gabe“ Olvera, der in seiner Conejeros Mine die wohl schönsten Achate, die bis damals in Ojo Laguna gefunden wurden, bergen konnte, und dies in größeren Mengen über mehrere Jahre hinweg. Die amerikanischen Händler Dave Hignett und Mark Boche vermarkteten unter anderem in Folge die besten Stücke aus diesen Funden in den USA.
Dieser unerwartete Erfolg veranlasste weitere US-amerikanische und mexikanische Mineure, sich mit den alten, vermeintlich bereits ausgebeuteten Fundstellen wieder näher und unter Verwendung von modernen Maschinen zu beschäftigen. So bearbeitete etwa der bekannte amerikanische Prospektor und Händler Eugene „Gene“ Mueller (The Gem Shop, Cedarburg, Wisconsin) jeweils in Kooperationen mit den mexikanischen Grundeigentümern verschiedene Fundstellen wie Ejido el Apache, Ojo Laguna (Alianza Claim), Rancho Agua Nueva und Rancho Coyamito. Dies führte zu einem neuen Frühling für mexikanische Achate und einen wieder einigermaßen konstanten Nachschub an interessantem Rohmaterial und hochwertigen Sammlungsstücken.
Vor einigen Jahren übernahm Andres Carrillo, der Sohn des Eigentümers der Coyamito Ranch, die Agenden zum Abbau von Rohachaten auf der eigenen Farm und erwarb nach und nach auch die Abbaurechte für weitere nordmexikanische Fundstellen, wie etwa jene in Ojo Laguna.
Bedauerlicherweise ist durch die enorme Preissteigerung bei mexikanischen Achaten seit einiger Zeit kein neues Rohmaterial mehr erhältlich, da sämtliche Rohstücke gleich vor Ort gesägt und begutachtet werden, um einen möglichst hohen Verkaufswert zu erzielen.
Auch ein Selber-Sammeln an den bekannten Fundstellen war und ist nicht möglich, da diese alle auf privaten Ranchgebieten liegen und durchwegs unter Claim stehen.
Die Preisentwicklung bei mexikanischen Achaten
Achate waren in Sammlerkreisen über viele Jahrzehnte hinweg als Rohmaterial, aber auch im bearbeiteten Zustand, bis auf wenige Ausnahmen in eher moderaten Preisregionen angesiedelt und stellten bei Mineraliensammlern meist nur Randprodukte dar. Durch diverse Publikationen nach der Jahrtausendwende und große Sonderschauen, wie etwa im Rahmen der Münchner Mineralientage 2005, rückten sie aber mehr und mehr in den Fokus der nun neugierig gewordenen Sammler. Das Wissen um die Achate wuchs und das Interesse daran sowie die internationale Vernetzung stiegen stetig. Auch die Zahl jener Sammler, die bereit waren, für einen einzigen Achat bisher ungeahnte Summen auszugeben, wurde langsam größer.
Diese Entwicklung, die auf dem Mineralienmarkt schon seit mehr als 30 Jahren zu beobachten ist und im letzten Jahrzehnt zu einem bemerkenswerten Masterpiece-Hype geführt hat, hat nach und nach auch bei Achaten generell und ganz besonders bei mexikanischen Achaten begonnen.
Geschliffene Laguna-Achat-Hälften in kleineren Handstücken und sehr guter Qualität, die beispielsweise vor einigen Jahren noch für wenige hundert Dollar (oder Euros) zu haben waren, werden heute nicht selten für den hundertfachen Preis angeboten - und meist auch verkauft.
Dafür gibt es verschiedene Ursachen: Einerseits wird selbst bei intensivem maschinellem Abbau das gefundene Rohmaterial immer weniger, weil die bis auf wenige Ausnahmen eher kleinräumigen Lagerstätten bereits bis an ihre Grenzen abgebaut sind. Die Arbeit in dem unglaublich zähen Andesit ist extrem mühsam sowie zeit- und materialaufwändig. Die Kosten sowohl für den maschinellen Abbau als auch die notwendigen menschlichen Helfer sind in den letzten Jahren markant gestiegen und müssen natürlich auch auf die Achatpreise aufgeschlagen werden. Darüber hinaus ist es im Gegensatz zu den ersten kommerziellen Verwertungen mexikanischer Achate in den 1950er und 1960er Jahren nun erfreulicherweise doch mehr und mehr der Fall, dass der Großteil des Ertrages bei den Menschen in Mexiko selbst verbleibt und nicht vorwiegend an ausländische Händler fließt.
Andererseits können sich manche Insider des Eindrucks nicht erwehren, dass die aktuelle Preisentwicklung zumindest zum Teil auch eine Folge sehr geschickter, moderner Marketings- und Verkaufsstrategien sein könnte, die durch eine Verknappung des Angebots samt damit verbundenem „Masterpiece-Marketing“ sowie letztlich auch durch eine sich abzeichnende Quasi-Monopolstellung als Claimeigentümer und gleichzeitig exklusiver Verkäufer von mexikanischen Achaten sehr wirksam umgesetzt werden.
Zahlreiche langjährige seriöse Sammler auf allen Kontinenten haben sich dadurch in den letzten Jahren von mexikanischen Achaten als Sammlungsgebiet abgewendet, weil sie die oft exorbitant gestiegenen Preise nicht mehr bezahlen können oder wollen. Der Erwerb hochwertiger mexikanischer Achate ist somit seit einiger Zeit nur mehr finanziell gut betuchten Sammlerinnen und Sammlern möglich, nicht selten werden besondere Achate sogar als interessante Investmentmöglichkeit gesehen.
Was macht Achate aus Chihuahua so besonders?
Achate sind weltweit von einer Vielzahl verschiedener Fundstellen bekannt (vgl. etwa http://www.agates.click/fundstellen-locations.html) und nach wie vor in hervorragender Sammlerqualität erhältlich. Während sie in manchen Regionen, wie im deutschen Saar-Nahe-Gebiet rund um die bekannte Edelsteinstadt Idar-Oberstein, wo sie bereits seit Jahrhunderten gefunden und verarbeitet werden, oder im Staat Rio Grande do Sul in Brasilien durchaus auch in ähnlicher Konzentration und Menge vorhanden waren oder sind, haben nordmexikanische Achate in den vergangenen 80 Jahren einen ganz besonderen Status in der internationalen Sammlergemeinschaft gewinnen können.
Als Gründe dafür gelten vor allem eine außerordentliche Vielfalt an intensiven Farben des gesamten möglichen Farbspektrums in Verbindung mit einer überaus markanten, feinen (Schattenachat), kontrastreichen und intensiven Bänderung der Achatmandeln.
Noch verstärkend wirkt eine doch recht große Zahl an Vorkommen, von denen viele ausgezeichnetes und sich oft von anderen Fundstellen deutlich unterscheidendes, individuelles Material geliefert haben und liefern.
Darüber hinaus kommen nordmexikanische Achate in einer Vielzahl an Ausbildungsformen und Arten vor, und zwar primär als Mandelachate, Gang-achate und Lithophysenachate sowie in Form der sogenannten Feuerachate.
Von den besonders begehrten Strukturen her stehen die scharfkantig gebänderten Fortifikationsachate an erster Stelle, es gibt aber auch Irisachate, Plumeachate, Moosachate, Augenachate, Röhrenachate und viele andere Ausbildungsvarietäten wie etwa interessante Pseudo- und Perimorphosen.
Die bedeutendsten Fundorte und ihre Achate
Der Hydrogeologe, Autor und leidenschaftliche Sammler Brad Cross aus Texas schuf mit seinem Werk The Agates of Northern Mexico (1996) die bisher einzige umfassende Dokumentation mexikanischer Achate und ihrer Fundstellen. In akribischer Kleinarbeit besuchte und erforschte er die meisten beschriebenen Fundstellen selbst und suchte den Kontakt mit den damals noch lebenden Zeitzeugen der mexikanischen Achathochblüte in den 1950er und 1960er Jahren. Dieses seit Jahren leider vergriffene Buch ist nach wie vor das bisher unerreichte Standardwerk über mexikanische Achate und stellt die wichtigsten Fundorte und Menschen des ersten mexikanischen Achatbooms bis ins kleinste Detail vor.
Die amerikanische Sammelphilosophie bringt es oft mit sich, dass genauere Fundortinformationen eher wenig geschätzt werden, viel bedeutsamer ist hier oft die Verleihung eines gut klingenden Handelsnamens, der sich manchmal aus optischen Ähnlichkeiten (Luna-Achat wegen der mondkraterähnlichen Zeichnung) oder auch einfachen lokalen Bezügen ergibt (Laguna-Achat).
Ejido el Apache
Der sogenannte Apache-Achat wird auf dem Rancho La Viñata, westlich von Ejido el Apache gefunden. Eine erste Abbauperiode erfolgte zwischen 1957 und 1963. Ab 1968 wurde die Lagerstätte von Benny Fenn bearbeitet (CROSS, 1996). 1995 startete Gene Mueller einen bisher letzten größeren maschinellen Abbauversuch, jedoch mit eher mäßigem Erfolg.
Von diesem Fundort stammt der wohl berühmteste Achat der Welt, die sogenannte „Apache-Schleiereule“. Sie zeigt ein realistisches Abbild einer auf einem Stein oder Holzstück sitzenden Schleiereule.
Das Stück wurde vom Prospektor Ramon Peña gefunden und das gesamte Rohsteinlot zunächst dem Händler Irvin Gorin angeboten. Diesem war jedoch der verlangte Preis von 5 US $ pro kg zu hoch, so dass der Rohstein, der die noch unentdeckte „Schleiereule“ beinhaltete, schließlich mit einigen anderen Stücken an den Rockshopbetreiber T.B. Williams (Triangle Rock Shop) in Lordsburg verkauft wurde. Um Schaden an seiner Säge zu vermeiden, spaltete er den Stein entlang eines großen Risses und traf so direkt das berühmte Schleiereulenbild, nur mehr ein einfacher Anschliff des Rohsteines war erforderlich. 1972 erwarb Irvin Gorin die 8,9x8,25 cm große „Schleiereule“ von den Nachkommen von T.B. Williams. Nach vielen Jahren im Besitz von Irvin Gorin gelangte die Schleiereule 1994 schließlich in die Sammlung von Brad Cross (vgl. CROSS, 2021).
Apache-Achate zeigen vorwiegend gelbliche, orange und braune Farben, oft in einem blaugrauen Chalcedongrundmaterial. Die Bänderung ist nicht besonders fein ausgeprägt, die Faszination dieser Achate machen eher Farb-
zonierungen, Einschlüsse und vom Chromatographiephänomen (bänderungsunabhängige Farbwechsel) verursachte Bilder aus.
El Sueco
Sueco-Achate stammen vom Rancho El Sueco („der Schwede“) und wurden bereits im Jahr 1946 erstmals kommer-
ziell aufgesammelt. Die Achatlagerstätte liegt teilweise auf dem benachbarten Rancho Gallego, daher wurde das Rohmaterial auch immer wieder ohne genauere Fundortangabe miteinander vermischt (CROSS, 1996).
Von El Sueco kamen in Folge gelegentlich kleinere Rohsteinlots auf den Markt, Ende der 1990er Jahre wurden sie von einem niederländischen Händler auf den Mineralientagen in München als Laguna-Achate verkauft.
Die Lagerstätte wurde in jüngerer Zeit von der bekannten Prospektorenfamilie Olivas bearbeitet und lieferte wiederum ausgezeichnete Qualitäten.
Die meist nicht sehr großen Achate zeigen eine abgerundete Mandelform mit kleinen Pockennarben und einer braunen Rinde. Im Inneren beeindrucken sie mit einer großen Farbenvielfalt und kontrastreicher Bänderung, meist in einem graublauen Chalcedongrundmaterial. Hohlräume im Zentrum mit botryoidalem Chalcedon sind häufig anzutreffen. Auch das Iris-Phänomen ist in dünnen Scheiben zu beobachten.
Estacion Moctezuma
Die in Sammlerkreisen als Moctezuma-Achate bezeichneten Mandeln unterscheiden sich deutlich von anderen nordmexikanischen Achaten und strahlen eine große Individualität aus, vor allem durch ihre hellen, oft pastellartigen Farben in vorwiegend Gelb-, Weiß- und Rotschattierungen. Auch das sogenannte Chromatographiephänomen tritt hier relativ häufig auf.
Die Fundstelle liegt östlich von Estacion Moctezuma, wobei das Material von der Primärlagerstätte am Cerro Brajo de Diablo auf dem Gebiet des Rancho el Diablo durch Erosion auf einer größeren Fläche abgelagert wurde. Typische „Moctezumas“ zeigen daher gelbweiße, schalenartig-verwitterte äußere Strukturen.
Der amerikanische Sammler Jason
Brown bearbeitete in den letzten
Jahren die Primärfundstelle und konnte ausgezeichnetes Material in mitunter beachtlichen Größen bergen. Auch schöne Pseudomorphosenstrukturen (Sagenit-Achat) und Amethyst können angetroffen werden. Bedauerlicherweise beinhaltet die überwiegende Mehrheit der Mandeln lediglich grobkristallinen farblosen Quarz.
Eine besondere Varietät, die nahe der Primärfundstelle gefunden wird, erhielt wegen ihrer äußeren Form und glatten Rinde den Namen „Huevos del Diablo“ (Teufelseier).
Der in Sammlerkreisen durchaus geschätzte Loma Pinta-Achat stammt von der anderen Seite des Cerro Brajo de Diablo. Diese Lagerstätte wurde ebenfalls von Jason Brown erstmals seit den 1970er Jahren wieder bearbeitet. Die Achate zeigen weiße, rötliche und orange Bänder in meist graublaugrünlichem Chalcedongrundmaterial.
Galeana
In der Region Galeana sind mehrere Achatvorkommen bekannt. Im Bereich der Cerro el Oregano etwa wird der so genannte Parcelas-Achat gefunden. Dies sind meist graublau bis violettweiß gebänderte, außen sehr zerklüftete Achate, die oftmals mit Achaten von Nuevo Casas Grandes verwechselt wurden. Die Lagerstätte wird seit den 1950er Jahren immer wieder kommerziell bearbeitet, unter anderem auch von Benny Fenn sowie in neuerer Zeit von Alberto Ray.
Dieser vermarktet auch einen
Lithophysenachat aus der Region. Die meist ideal-kugeligen rotbraunen Rhyolith-Donnereier zeigen im Inneren eher kleinere Achatzentren mit meist weißer bis hellvioletter und rosa Farbe.
Aus der Region Galeana stammen ebenso die sehr interessanten Purple Passion-Achate, die mitunter besonders intensive Violetttöne zeigen, der Erstfund dieser mitunter recht großen Achate erfolgte knapp vor der Jahrtausendwende.
Ojo Laguna
Achate aus der Region östlich von Ojo Laguna gelten bei vielen Sammlern als die schönsten und mittlerweile auch mit Abstand teuersten Achate der Welt. Es handelt sich um die zuletzt entdeckte und südlichste Lagerstätte im achatreichen Gebiet der Sierra del Gallego. Eine erste Publikation ist aus den späten 1940er Jahren in der US-Zeitschrift Lapidary Journal bekannt. Die Entdeckung der Laguna-Achate wird dem Arzt Ralph Mueller zugeschrieben, der als einer der ersten Amerikaner in Chihuahua nach Achaten prospektierte (CROSS, 1996).
Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Claims abgesteckt, wie etwa La Morita, Santa Monica, El Puerto, Ojo de San Martin, Diana, Buena Fe, El Hormiguero, El Mesquite, La Herradura, Ojo Laguna Nr. 1, Macedonia, Los Tamales oder La Alianza. Größere Abbaue, wie die ehemalige Conejeros Mine von Gabriel Olvera oder die Arco Iris Mine von Andres Carrillo werden üblicherweise als eigene Minen bezeichnet.
Nachdem auch hier das Oberflächenmaterial weitgehend abgesammelt worden war, begann man meist kleinere Abbaustellen einzurichten. Ab Mitte der 1970er bis Anfang der 1990er Jahre wurden auf diese Weise nur geringe Mengen an Rohachaten produziert.
Eine Abbauoperation auf dem Laguna Nr. 1 Claim erbrachte im Frühjahr 1993 eine Menge von etwa 250 kg an Rohmaterial, das als „New Laguna“-Achat vermarktet wurde (CROSS, 1996).
Im Jahr 1995 begann der zweite Frühling der Achatfundstellen um Ojo Laguna, als der bereits erwähnte Gabriel Olvera unter anderem mit seinem später als Conejeros Mine bezeichneten Abbau eine besonders ertragreiche Lagerstätte bearbeitete, die über einige weitere Jahre hinweg ausgezeichnetes Material lieferte.
Etwas später bearbeitete Gene Mueller in mehreren Abbauperioden in Zusammenarbeit mit einer mexikanischen Kooperative Lagerstätten auf dem
Alianza Claim.
Vor einigen Jahren gingen die Abbaurechte der meisten Claims an Andres Carrillo über, der seinerseits aus der Arco Iris Mine und weiteren neuen Abbaustellen immer wieder hervorragende Sammlerachate auf den Markt bringt.
Die Besonderheit der Laguna-Achate besteht in einem perfekten Zusammenspiel von unglaublich intensiven Farben mit feinster Fortifikationsbändrung und großartigen Kontrasten und Zeich-
nungen.
Viele Rohachate zeigen eine grünlichgraue, stark zerklüftete Hülle, für diese Färbung ist das Silikat Seladonit („Grünerde“) verantwortlich.
Darüber hinaus gibt es um Ojo Laguna auch einige Vorkommen von bunten Gangachaten sowie braunen, kugelförmigen Lithophysenachaten, die nur gelegentlich abgebaut werden.
Rancho Agua Nueva
Die Agua Nueva-Farm liefert seit den frühen 1970er Jahren immer wieder ausgezeichnete Sammlerachate in zum Teil beachtlichen Größen.
Besonders bekannt ist ein hier vorkommender, farbenprächtiger Gang-achat vorwiegend in violetten, blauen, gelben, pinken und weißen Schat-
tierungen mit Einschlüssen von grünen und goldbraunen Moosachatstrukturen.
Die nicht weit davon vorkommenden Mandelachate zeigen oft dieselben intensiven Farben.
1995 wurde von Gene Mueller in Zusammenarbeit mit der mexikanischen Firma Agata Aldama der Mi Sueño Claim errichtet und in den Folgejahren immer wieder maschinell bearbeitet (CROSS, 1996).
In den vergangenen Jahren zeichnet vor allem die Familie Olivas für den Abbau und den Vertrieb der Agua
Nueva-Achate als verantwortlich.
Rancho Coyamito
Die hier vorgestellte nördliche Coyamito-Farm befindet sich ebenfalls auf dem Gebiet der Sierra del Gallego.
Die ersten Achate wurden hier von Dave Harris aufgesammelt, er betrieb von 1945-1952 die Firma El Paso Rock & Lapidary Supply (CROSS, 1996).
In der langjährigen Abbaugeschichte der Coyamito Ranch wurden mehrere Claims errichtet, wie etwa La Fortuna, La Sonoreña oder Los Alamos.
Im Rahmen einer Übereinkunft mit Rancheigentümer Marin Carrillo bearbeitete Gene Mueller ab dem Jahr 2003 mehrere Lagerstätten mit ausgezeichnetem Erfolg. Auch in den Folgejahren gelangten immer wieder potentiell hochwertige Rohachate über Gene Muellers Firma The Gem Shop auf den Markt. Der Autor dieser Zeilen erinnert sich an einen Besuch am Tucson Showplace, der von Gene Mueller betrieben wird: Die Familie Carrillo hatte gerade eine größere Ladung an Coyamito-Rohachaten an Gene verkauft und geliefert. Dieser arbeitete die gesamte Nacht an der qualitätsmäßig gerechten Aufteilung des Rohmaterials in 25-Pfund schwere Jutesäcke. Am nächsten Morgen standen diese dann bereits fertig zum Verkauf bereit, und dies zu durchaus moderaten Preisen.
Seit einigen Jahren werden die Achate auf der Coyamito Ranch von den Grundbesitzern selbst abgebaut und vermarktet. Andres Carrillo bereichert damit zahlreiche Sammlungen auf der ganzen Welt. Allerdings wird auch hier das Auffinden von abbauwürdigen Stellen immer schwieriger und kostenintensiver.
Coyamito-Achate sind bis auf wenige Ausnahmen nicht besonders groß, zeigen rostbraune Hüllen und beeindrucken im Inneren vor allem mit besonders intensiven Farben und kontrastreichen Farbkombinationen. Darüber hinaus finden sich teilweise recht große Pseudomorphosen von Chalcedon/Achat nach Aragonitkristallen. Diese können in den Achaten eingebettet sein und dort überaus lebendige Zeichnungen erzeugen oder als oft garbenförmige Kristallgruppen in größeren Hohlräumen auftreten.
Kleine Scheiben von bunten, meist rot-blauen Coyamito-Achaten wurden in den 1950er und 1960er Jahren gerne als Schmuckstücke verarbeitet.
Immer wieder wurde Material von in der Nähe liegenden Fundstellen unter dem gewinnbringenderen Namen „Coyamito“ vermarktet.
Sierra Santa Lucia - Lace Achate
Die über viele Jahre hinweg weltweit bekanntesten und am weitesten verbreiteten Achate aus Chihuahua sind die so genannten Lace-Achate. Dies ist eine Art Gangachat in vorwiegend weißen bis gelben, seltener pinken und roten Farben, der an verschiedenen Fundstellen, vor allem aber im Gebiet der Sierra Santa Lucia westlich von Benito Juarez vorkommt.
Die Besonderheit dieses Materials liegt in den unglaublich komplexen, teilweise wirren Zeichnungen (Crazy lace). Augenzeichnungen, feine Bänderungen (Laguna lace) und Pseudomorphosen nach vermutlich skalenoedrischen Calcitkristallen (Dogtooth lace) erhöhen den Reiz der Lace-Achate. Es existieren zahlreiche weitere Handelsbezeichnungen, welche sich meistens von den Farben oder den Zeichnungen ableiten.
Das Material wird in bis zu 10 Meter tiefen Gräben im Kalkstein abgebaut und ist seit Anfang der 1950er Jahre bekannt (CROSS, 1996). Es wird häufig zu Cabochons und Ziergegenständen verarbeitet.
Techolocachi - Calandria Achat
Dieser erst seit der Jahrtausendwende in größeren Mengen auf dem Markt erhältliche Achat wird bei Matachi nahe Teholocachi abgebaut. Zunächst kamen vor allem Oberflächenfunde auf den Markt, die allesamt eine auf natürliche Weise entstandene abgeschliffene, weißgraue bis gelbbraune Hülle aufwiesen.
Im Inneren zeigen die Calandria-Achate vorwiegend grauweiße bis bläuliche, gelbbraune und selten violette Farben. Die Bänderung ist meist relativ kontrastreich und wird oft durch zahllose kleine weiße Punkte noch verstärkt, die wie Schneeflocken im Achat schweben.
Das Material wurde in den Anfangsjahren gelegentlich als Kahuna-Laguna-Achat bezeichnet. Größere Mengen an Rohmaterial sind in den letzten Jahren immer wieder auch auf der Mineralienschau in Tucson durch die Firma MP Products erhältlich gewesen.
Weitere Achatfundstellen in der Provinz Chihuahua
Die oben näher beschriebenen Fundstellen stellen nur eine kleine Auswahl der zahlreichen Achatfundorte in der Provinz Chihuahua dar. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer Lagerstätten, die hier nur kurz erwähnt werden können, wie beispielsweise
- die Feuerachatvorkommen bei Aguascalientes
- die großen Rhyolithachate von Janos (Regenbogenachate)
- die bekannten Flammenachate, die nahe Jimenez gefunden werden
- die Luna-Achate, das sind violettgrauweiße Achate, die in großen Mandeln bei Terrenates vorkommen
- die bekannten Kokosnussgeoden, die oft auch graublauen Achat enthalten, von Las Choyas in der Cerro Mesteño
- die kleinen, runden Schneeballachate von Los Medanos
- die so genannten Red Hot-Achate von Berrendo
- die Casas Grandes-Achate vom Rancho Colorado bei Nuevo Casas Grandes
- die Augenachate von Paeza
- oder die Cathedral-Achate von San Carlos, deren orangerotbraunblaue botryoidale Bildungen oft an die bunten Fenster von Kathedralen erinnern.
Eine detaillierte Übersicht findet sich auch hier wieder bei CROSS (1996).