Farbenprächtige Achate aus der Provinz Chihuahua in Mexiko (vorschau)
Achate aus der nordmexikanischen Provinz Chihuahua werden von Sammlerinnen und Sammlern auf der ganzen Welt ganz besonders geschätzt. Kaum anderswo gibt es eine entsprechende Vielfalt an Farben und Zeichnungen wie in den Achaten, die in dieser meist kargen, wüstenähnlichen Landschaft nicht weit von der Grenze zu den Vereinigten Staaten von Amerika gefunden und dort seit mehr als 70 Jahren abgebaut werden.

Die geographische Lage
Der Bundesstaat Chihuahua (der Name bedeutet in der einheimischen Nahuatl-Sprache „trockener und sandiger Ort“) ist mit knapp 250.000 km2 Fläche die größte Provinz Mexikos. Er grenzt im Norden an New Mexiko und Texas (USA). Auf der gegenüberliegenden Seite von El Paso/Texas befindet sich die Hauptstadt Chihuahuas Ciudad Juárez, die in den letzten Jahren vor allem durch brutale Bandenkriminalität und intensive Drogenprobleme in den Medien immer wieder präsent war.
Der Großteil des Staates besteht aus einem wüstenartigen Hochplateau mit kargem Bewuchs und der auch bis weit in die USA reichenden Chihuahua-Wüste im Norden. Trotzdem ist nahezu das gesamte Gebiet Chihuahuas auf nur wenige Grundbesitzer aufgeteilt, deren „Ranchos“ samt spärlichen Weideflächen für die Nutztiere sich über teilweise riesige Gebiete erstrecken. Bis vor wenigen Jahren bildete der gelegentliche Verkauf von Rohachaten durch die Farmer selbst oder temporäre Vereinbarungen zum Achatabbau auf ihren Grundstücken durch meist amerikanisch-mexikanische Kooperativen und Mineure - vor allem in Zeiten niedriger Viehpreise - ein durchaus willkommenes Zusatzeinkommen.
Das Hauptfundgebiet der hier vorgestellten Achate befindet sich im Gebiet zwischen Villa Ahumada und Ojo Laguna, größtenteils liegen die Fundstellen im Bereich der Gebirgskette der Sierra del Gallego.
Zur Geologie der Provinz Chihuahua
Mit Ausnahme der Lace-Achate, die in etwa 180-70 Mio. Jahre alten Kalkgesteinen vorkommen, stehen die nordmexikanischen Achate allesamt in Verbindung mit Gesteinen vulkanischen Ursprungs, die nach CROSS (1996) im Zuge vulkanischer Aktivitäten vor etwa 45-28 Mio. Jahren entstanden sind.
Im Hauptfundgebiet in der Sierra del Gallego bestehen die andesitischen Gesteine (Rancho el Agate-Andesit) aus zahlreichen unterschiedlichen Lavaströmen (KELLER, 1977).
Die bekannten Kokosnussgeoden in der Cerro Mesteño, die neben funkelnden Quarz- und Calcitkristallen nicht selten auch meist graublaue Achate enthalten, stammen hingegen aus einem grauen Tuff der Liebres Formation, der aus winzigen glasartigen Fragmenten eines ehemaligen Vulkanausbruchs
besteht.
Vertiefende Infos zur Genese der nordmexikanischen Achate sowie zu den mineralogischen, geochemischen und geologischen Faktoren finden sich bei MROZIK et al. (2023).
Zur Sammel- und Abbaugeschichte nordmexikanischer Achate
Nach CROSS (1996) wurden die Achate in Chihuahua erstmals durch US-amerikanische Sammler (Rockhounds) entdeckt, die entlang des 1945 neu eröffneten Highway 45 (verbindet die Städte Ciudad Juárez und Ciudad Chihuahua) reichlich bunte Achate aufsammeln konnten. Eine erste Erwähnung von nordmexikanischen Achaten ist allerdings bereits in einem Bericht des Instituto Geologico de Mexico aus dem Jahr 1913 bekannt.
Die Nachricht über diese Funde verbreitete sich in den damals als sehr beliebte Freizeitbeschäftigung wie Pilze aus dem Boden schießenden Rockhound Clubs in den USA recht rasch und rief bald auch erste US-Händler auf den Plan, die meist in Zusammenarbeit mit Einheimischen bis etwa Mitte der 1970er Jahre reichlich mexikanisches Rohachatmaterial in die USA importierten. Die Zwischenhändler vor Ort heuerten wiederum Helfer (meist so genannte Vaqueros = Rinderhirten) an, die das damals noch reichlich an der Erdoberfläche liegende Material aufsammelten und ihnen für einen meist kärglichen Lohn überließen. CROSS (1996) zitiert Aussagen amerikanischer Händler, wonach Rohachate in derart großen Mengen an der Oberfläche gelegen sein sollen, dass man sie mit einem Bagger einschaufeln hätte können. Nach und nach wurden auch weitere Fundgebiete entdeckt, die für einen fast drei Jahrzehnte andauernden stetigen Nachschub an Rohachaten sorgten.
Eine der bekanntesten Firmen, die sich zu jener Zeit mit dem Import mexikanischer Achate beschäftigten, war die Southern Gem Mining Company, die 1949 von Colonel Elbert Macby Barron gegründet wurde, einer recht schillernden Persönlichkeit. So versuchte er etwa in den frühen 1960er Jahren die alleinigen Rechte für den Verkauf von Laguna-Achaten zu erhalten, indem er einen Pakt mit dem damaligen Grundeigentümer schloss und anderen Händlern wegen des angeblich unrechtmäßigen Verkaufs von Laguna-Achaten mit Gerichtsverfahren drohte. Durch finanzielle Streitigkeiten mit dem Eigentümer der Ranch kam dieser Versuch eines Monopols jedoch bereits nach der ersten Rohachatlieferung aus Mexiko wieder zum Erliegen.
Naturgemäß war die Oberfläche bald so stark abgesucht, dass erste, in der Regel kleinräumige Abbaue erfolgten, die besonders intensiv angereicherte Zonen mit Rohachaten im harten Rancho el Agate-Andesit bearbeiteten.
Ab Mitte der 1970er Jahre bis Mitte der 1990er Jahre gelangte nur mehr relativ wenig Rohmaterial von den Achatfundstellen in Chihuahua auf den Markt, größere, bedeutendere Neufunde blieben aus, obwohl sich auch bekannte Prospektoren wie etwa der aus dem Mineralienbereich bekannte Prospektor Benny Fenn darum bemühten.
Das Versiegen des Achatnachschubs aus dem fast ein Vierteljahrhundert scheinbar unerschöpfliches Rohmaterial produzierenden mexikanischen Bundesstaat veranlasste die zu jener Zeit bekannteste amerikanische Autorin, June „Culp“ Zeitner, zu einer Publikation in der damals beliebtesten US-Zeitschrift Lapidary Journal mit dem Titel „Lament for Laguna“.